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28. Mai 2009 4 28 /05 /Mai /2009 12:47
 


Saiten-Instrumente


Al-Oud (Oud, Üd, Ud oder Laute, von arab. al'Ud= das Holz)


Die Oud gehört zur Familie der Kurzhalslauten. Der Korpus sieht in etwa wie eine halbierte Birne aus; er wird aus Holz gefertigt und verfügt über einen weichen, schmelzenden Klang. Die Oud ist ein Hauptträger der arabischen Musik-Tradition. Bereits in der präislamischen Zeit war sie das beliebteste Instrument gewesen und ist es bis heute geblieben. So orientiert sich das arabische Tonleiter-System an den Bünden der Laute

Sie ist wahrscheinlich das bekannteste und auch älteste Instrument in der Ahnengalerie der Gitarre. Der Name "Laute" kommt vom arabischen "Al Ud" ("Holz") und weist deutlich auf ihren orientalischen Ursprung hin. Ursprünglich wohl aus Persien stammend kam die Oud im 8. Jahrhundert über das Arabische Andalusien mit den Troubadouren in das mittelalterliche Europa und erlebte hier im 16. Jahrhundert den Höhepunkt ihrer Popularität. Noch Johann Sebastian Bach schrieb Werke für das "arabische Holz", das erst im 18. Jahrhundert durch das Klavier ersetzt wurde. Die Bezeichnung für "Laute" weisen in fast allen europäischen Sprachen auf seine arabische Herkunft hin: altspanisch: "alaude", italienisch: "liuto", englisch:"lute", deutsch: "Laute" - einige haben sogar noch den Arabischen Artikel "al". Sie wurde zu einem der wichtigsten Instrumente der abendländischen Musikgeschichte.
Die Laute hatte ursprünglich nur vier Saiten. Jede dieser vier Saiten symbolisiert ein menschliches Temperament bzw. die damals bekannten Körpersäfte wie Blut, die gelbe und die schwarze Galle und das Phlegma. Zitiab, der berühmte andalusische Künstler, fügte im 9. Jahrhundert in Cordoba eine fünfte Saite hinzu - die Seele. Die Renaissance-Laute war in der Regel mit sechs Saitenpaaren ("Chören") in der Stimmung G-C-F-A-D-G bespannt (auf die E- übertragen E-A-D-F#-H-E). In der Barockzeit wurde der Umfang des Instruments auf bis zu 13 Chöre in verschiedenen Stimmungen ("Scordaturen") erweitert. Die Notation erfolgte in Tabulatur. Al-Farabi bezeichnet die Leute als das vollkommenste aller Instrumente.
Die gebräuchlichste arabische Stimmung ist DGADGC, in Syrien und Ägypten werden allerdings Instrumente mit fünf Chören bevorzugt. Der größte Unterschied zur Laute ist das Fehlen von Bünden, die klassischen Oud-Kompositionen sind deshalb einstimmig, oft mit Pedaltönen zur Erzeugung einer sukzessiven Mehrstimmigkeit. Das freie Intonieren erlaubt  das Spielen von Mikrointervallen, charakteristisch sind auch Glissando-Effekte. Die arabische Musik folgt dem Kompositionsprinzip des Maqam



Orientalische Musik-Gattungen 
 Das arabische Ton-System besteht aus 7 Stufen und ist in 24 Vierteltöne unterteilt, das unsrige besitzt ebenfalls 7 Grundtöne, ist aber in 12 Halbtöne unterteilt.
Arabische Musik ist in ihrer Reinkultur immer Monophon, das heisst, einstimmig. Sie folgt nur einer einzigen Melodien-Linie, die immer wieder modifiziert und verfeinert wird. Im Gegensatz dazu steht unsere polyphone, mehrstimmige Musik, die sich im Laufe der letzten Jahrhunderte zu einem harmonischen, akkordischen Zusammenklang entwickelt hat.
Diese vorgegebenen Melodien-Linien, von denen es über 100 gibt und über 30 noch heute in Gebrauch sind nennt man im Arabischen

Maqam (pl. Maqamat)

Jeder Maqam hat einen eigenen Namen, der sich entweder auf seine geographische Herkunft bezieht - z.B. "Maqam Hidschaz", "Maqam Kurd" - oder auch eine besondere Gefühlsstimmung ausdrückt.
Der "Maqam Bayati" liegt häufig den fröhlichen Volks- und Tanzliedern zugrunde, der "Maqam Saba" beispielsweise löst ein Gefühl von Ferne und Traurigkeit aus, und der Maqam Sigah" wird meist bei Liebesliedern benutzt.
Diese Art zu musizieren kannte man bereits im alten Mesopotamien. Auch hier wurden bestimmte Gemütsstimmungen bestimmten Melodien-Typen zugeordnet. Zu besonderen Anlässen wie Hochzeit, Begräbnis, Aussaat und Ernte wurden dazu passende Maqamat ausgewählt und vorgetragen. In ihnen wird eine Art kosmische Verbundenheit der Menschen mit dem All durch die Musik ausgedrückt. Als Ibn Sina (auch Avicenna genannt), der große arabische. Philosoph (+1037), die im 11. Jahrhundert üblicherweise gespielten zehn Maqamat beschrieb, gab er z.B. auch genaue Anweisungen, zu welcher Tageszeit (Sonnenauf- oder -untergang) und zu welchen Anlässen bestimmte Maqamat vorgetragen werden sollten. Nun, ganz so streng geht man heute nicht mehr vor, obwohl z.B. der "Maqam Hariri" aus dem 11. Jahrhundert bis heute nur während des Fastenmonats Ramadan ausgeführt wird. Eine Wirkung auf die Seele ist unbestritten; der jeweilige Maqam kann mutig, fröhlich, traurig oder meditativ sein.
Ein Maqam ist also ein melodischer Modus, der sich um die Kernzelle von drei bis vier bestimmten Tönen rankt, die in ständig neuer Variation immer wiederkehren, daher unser Eindruck von Monotonie. Nur innerhalb dieses Rahmens hat die schöpferische Phantasie Freiheit. Ein Maqam besteht aus mehreren Melodiezügen, die durch kurze Pausen voneinander getrennt sind.
In jedem Melodienzug tritt etwas Neues auf, das aber auf das Tongeschehen zuvor Bezug nimmt und es weiterentwickelt. Wenn man so will, besteht das Maqam aus einer raffinierten musikalischen Linienführung, einer bis ins Unendliche verfeinerten, auf dem Grundmodus aufbauende Arabeske. Es ist nur folgerichtig, dass wir das Prinzip der Arabeske auch in der Musik der Araber finden, so wie wir dieses bis ins Unendliche ausschmückende und verzierende Element eines Grundmotivs auch auf anderen Gebieten der arabischen Kunst kennen, z.B. in der Architektur, im Handwerk, in der Schriftkunst oder auch im Orientalischen Tanz - in den kunstvollen Variationen einer Grundbewegung.
Der Maqam kann instrumental als auch vokal ausgeführt werden und ist von seiner zeitlichen Länge her unbegrenzt Es bleibt der Fähigkeit und der Phantasie des jeweiligen Musikers überlassen, wie oft er die Tonebenen miteinander verknüpft und wiederholt, bis er schließlich zum Höhepunkt, zur höchsten Tonebene gelangt. Der Ausführende muss demnach schöpferische Qualitäten besitzen, um derart improvisieren zu können. Der Maqam wird so jedesmal neu geschaffen, keiner gleicht dem anderen.
Die edelste und vollkommenste Darstellung des Maqam ist der "Maqam Al Iraqi", der im Irak seit über 400 Jahren mündlich durch irakische Meister überliefert wird. Er besteht aus einem gesungenem Gedicht oder einer längeren Ballade. Zum Ensemble gehören ein Sänger und drei Instrumentalisten: Santur (Schlagzither), Dschose, Kamandscha und Tabla. Die Aufführung eines vollständigen Maqam-Konzertes, auch "fasl" genannt, kann mehrere Stunden dauern und besteht aus fünf verschiedenen Maqam-Gattungen. 

  

Taqsim
Im Orientalischen Tanz verbindet man mit "Taqsim" den langsamen, melancholischen Teil einer Routine, bei dem meist am Boden getanzt wird.
Mit Taqsim bezeichnet man den Solo-Instrumentalteil eines Musikers, der entweder auf der Oud, der Kamandscha, auf dem Qanun oder auf der Nay vorgetragen wird. In seltenen Fällen wird er von der Trommel akzentuiert. Im Taqsim kann der Instrumentalist sein ganzes Können und seine Originalität zeigen. Dem westlichen Beobachter erscheint das Taqsim-Spiel oft als reine Komposition. Das ist es aber nicht. Bei einer Komposition wird ein Stück einmal komponiert, festgelegt und immer wieder so aufgeführt. Das Taqsim dagegen - als Solo-Teil des Maqams - entsteht immer wieder von neuem. Es beinhaltet allerdings insofern ein kompositorisches Element, als der Musiker sich an den Grundmodus, die Keimzelle des Maqams, halten muss, verbunden aber mit dem improvisatorischen Element, da ihm keine zeitlichen Grenzen vorgegeben sind. Dies ist ein einzigartiges Phänomen, das wir in unserer Musik nicht kennen.

Muwaschah (pl. Muwaschachat)

In Syrien - vor allem in Aleppo wird die Musikgattung des Muwaschah gepflegt, die aber auch in Ägypten verbreitet ist. Diese gattung ist im 9. Jahrhundert im arabischen Andalusien entstanden und dann in anderen arabischen Ländern von den rückflutenden spanischen Arabern übernommen worden. Ein Muwaschah ist ein gesungenes Gedicht, das mit einem zweizeiligen Refrain beginnt und in vier-, manchmal auch fünfzeiligen Strophen mündet. Zwar basiert der Muwaschah wie der Maqam auf einer bestimmten Melodien-Reihe, wird aber zusätzlich von einer speziellen rhythmischen Formel akzentuiert, ausgeführt von einer Trommel.
Meist wird ein Muwaschah von einem Musik-Ensemble mit Männerchor aufgeführt. Da dem Muwaschah nicht nur ein Melodien-Typus, sondern auch ein rhythmischer Modus zugrunde liegt, sind hier auch Kompositionen möglich.Die Muwaschah sind in der arabischen Welt sehr beliebt. Ein Muwaschah-Konzert, auch "waslah" genannt, ist immer ausverkauft. Vielleicht hat es etwas mit jener irrationalen arabischen Sehnsucht nach ihrer großen andalusischen Vergangenheit zu tun.

 

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Rézan Rezan - in Meraq